Ansteuerung von MOSFETs mit Logik-Pegeln


Prof. Jürgen Plate

MOSFETs und Logik-Pegel

Allgemeines

An den Digitalausgängen eines Controllers werden obt MOSFETs als Schalter eingesetzt. Ein idealer Schalter hat folgende Eigenschaften:

Der "Widerstand" zwischen Source und Drain eines MOSFET kann mit einem Signal am Gate variiert werden. Unter welchen Bedingungen er sich als Schalter eignet, wird nachfolgend untersucht. Ein MOS-FET kann als Schalter eingesetzt werden, wenn folgende Vorgaben erfüllt sind: MOSFETS müssen bei hohen Leistungen gut gekühlt werden. Der Kanalwiderstand erhöht sich bei steigender Temperatur und damit steigt auch die Verlustleistung. Ohne Kühlung kann es zu thermischer Überlastung kommen. Bestimmende Parameter sind der zulässige Drainstrom (ID) und der Widerstand des MOSFET, wenn er voll durchgesteuert ist (RDSon). Auch bei kleinem RDSon entsteht am MOSFET eine Verlustleistung, die nach dem sich ohmschen Gesetz errechnet zu:
P = I * I * RDSon
Nimmt man beispielsweise den unten erwähnten Typ BUZ11, dann ergibt sich beim Maximalstrom von 50 A und einem RDSon von 0,04 Ω eine Leistung von P = 50 * 50 * 0,04 = 10 W. Die müssen auf jeden "weggekühlt" werden. Mit steigender Sperrschichttemperatur durch die Verlustleistung steigt der Bahnwiderstand an. Der mit steigender Temperatur ansteigende Bahnwiderstand bei der Parallelschaltung mehrerer MOSFET sorgt für eine gleichmäßige Stromaufteilung auf parallel geschaltete Power-MOSFETs. Deshalb lassen sich MOSFETs zur Leistungserhöhung problemlos parallel schalten.

MOSFET benötigen am Eingang des Gates keinen Vorwiderstand, weil sie spannungsgesteuert und eingangsseitig extremst hochohmig sind. Trotzdem sieht man in Schaltbildern vor den Gates oft einen Vorwiderstand, der hier mit "RG" bezeichnet wird. Dieser Widerstand am MOSFET-Gate hat eine völlig andere Aufgabe. Im Augenblick des Umschaltens wird die ziemlich steile Kennlinie durchfahren. Ohne RG neigen manche MOSFETs während der Ein- und Ausschaltflanken kurzzeitig zum hochfrequenten Oszillieren. Dies wird durch RG verhindert. Oft genügen Widerstandswerte von einigen 10 Ohm. Mit 100 Ω liegen Sie in der Regel richtig. Trotz des hohem Eingangswiderstandes sollten Sie keine höhere Widerstandswerte einsetzen, denn die Kapazitäten zwischen Gate und Source und ebenso zwischen Gate und Drain müssen beim Schalten umgeladen werden, was eine signifikante Reduktion der Flankensteilheit bewirkt.

Ansteuern des Gate mit Logikpegeln

Als Leistungstreiber am Ausgang von Controller-Schaltungen mit einer Betriebsspannung zwischen 3,3 V und 5 V können MOSFETs eigesetzt werden, wenn sie geeignet ausgelegt sind. Standard-MOSFETs schalten erst bei einer Source-Gate-Spannung (UGS) von 10 V oder mehr voll durch (Sättigung) und erst dann tritt der Vorteil eines sehr niedrigen Widerstandes zwischen Source und Drain (RDSon) zutage. Liegt der Drainstrom bei weniger als 100 mA kann man den Allrounder-MOSFET BS170 einsetzen. Das Problem bei Standard-MOSFETs liegt darin, dass sie bei niedriger UGS im linearen Bereich der Kennlinie arbeiten und daher eine höhere Verlustleistung am MOSFET entsteht. Sehen Sie sich dazu die Kennlinie eines BUZ11 am, der nach Datenblatt 30 A bei 50 V schalten kann und einen RDSon von 0,04 Ω besitzt (klingt doch erst einmal gut):

An den Kennlinien kann man sehen, dass der BUZ11 bei einem Gate-Source-Level von 4,5 V nur 5 A Strom zuläßt, während er für 50 Ampere Dauerstrom spezifiziert ist. Dies liegt daran, dass er für den maximalen Strom eine Gate-Spannungen von etwa 10 V benötigt. Bei 3,3 V ist er nahezu vollkommen gesperrt. Er ist also für Logik-Ansteuerung ungeeignet.

Für Anwendung mit Mikrocontrollern gibt es Logic-Level-MOSFETs. Dies sind MOSFETs mit sehr kleinen Gate-Source-Spannungen zum Schalten. Man sucht sich also einen N-Kanal-MOSFET, der bei einer Gate-Source-Spannung von 3,3 V so gesättigt wird, so dass der Drain-Source-Widerstand im unteren mΩ-Bereich liegt, damit die Verlustleistung möglichst gering bleibt. Beim Evaluieren muss man dabei sehr aufpassen. In vielen MOSFET-Übersichtstabellen sind die Werte von RDSon oft auf eine Gate-Source-Spannung von 10 V bezogen. Eine recht umfassende Übersichtsliste mit MOSFET-Typen gibt bei Mikrocontroller.net. Auf jeden Fall muss man im Datenblatt in den Diagrammen die relevanten Werte suchen. Die folgenden Kennlinien stammen von IR3803. Man sieht, dass hier bei 3 V UGS ein Strom von 11 A möglich ist.

Der IRLB3034PbF hat bei einer Gate-Source-Spannung von 4,5 V einen maximalen Drain-Source-Widerstand von nur 2 mΩ bei einem Drainstrom von 170 A. Die Eingangskapazität beträgt allerdings ca. 10 nF. Eine kleine Auswahl geeigneter Typen zeigt die folgende Tabelle, wobei hier auch noch für viele Anwendungen geeignete P-MOSFETs aufgeführt sind, obwohl man bei denen nicht unbedingt von "Logikl-Level-Typen" sprechen kann:

N-Kanal-MOSFET
Typ Spannung Strom RDSon
IRL100440 V75 A9 mΩ
IRL3705N55 V75 A18 mΩ
IRL380330 V75 A9 mΩ
IRL540100 V28 A80 mΩ
IRLB3034PbF40 V195 A1,7 mΩ
IRLL270555 V3,8 A40 mΩ
IRLML250220 V4 A45 mΩ
IRLZ34N55 V30 A35 mΩ
SMP60N03-10L30 V60 A10 mΩ
STN4NF03L30 V6,5 A39 mΩ
STP36NF06L60 V30 A40 mΩ
2N700260 V0,3 A2,8Ω
P-Kanal-MOSFET
Typ Spannung Strom RDSon
IRF4905-55 V-74 A20 mΩ
IRF9540-100 V-19 A200 mΩ
IRF9540N-100 V-23 A117 mΩ
IRLML6402-20 V-3,7 A65 mΩ
FDV304P-25 V-0,46 A1500 mΩ
Si2333CDS-12 V-4,5 A45 mΩ
NTS2101PT1G-8 V-1,4 A78 mΩ

Ob es sich um einen Standard-MOSFET oder einen "Logik-Level"-Typen handelt, zeigt das Datenblatt schon gleich am Anfang. Wird der RDSon für eine Spannung von 10 V oder höher angegeben, ist es meist kein Logik-Level-MOSFET. Ein Logikpegel-MOSFET gibt den RDSon für VGS 5 V oder 4,5 V an. Ein zweites Kreiterium ist die Schwellenspannung (Vthresh). Dies ist die Gate-Spannung, bei welcher der MOSFET vollständig sperrt (weniger als einige Mikroampere). Wird Vthresh im Bereich von 2 V bis 4 V angegeben, kann es sich nicht um einen Logik-Pegel-MOSFET handeln. Vthresh beträgt für diese MOSFETs in der Regel 0,5 V bis 1 V.

Direktanschluss oder nicht?

Ist es grundsätzlich sinnvoll, am Ausgang eines Controllerchips direkt einen Leistungs-MOSFET anzuschliessen? Man darf dabei nicht vergessen, dass die Kapazitäten zwischen Gate und Source sowie zwischen Gate und Drain gerade bei MOSFETs für hohe Ströme etliche nF betragen können. Dies führt gegebenenfalls zu hohen Umschalt-Stromimpulsen am Ausgangspin des Controllers, die bis zur Zerstörung des Controllerausgangs führen können. Man könnte den oben erwähnten Gate-Widerstand zur Dämpfung dieser Stromimpulse erhöhen, jedoch reduziert dies die Steilheit der Schaltflanken. Damit verweilt der MOSFET beim Umschalten länger im linearen Bereich der Kennlinie und es erhöht sich kurzzeitig die Verlustleistung des MOSFETs. Man beachte dazu auch das zum verwendeten MOSFET zugehörige Diagramm "Maximum Safe Operating Area".

Mit einem zusätzlichen kleinen bipolaren Transistor lässt sich der Controller-Ausgang schützen und dessen Ausgangsstrom reduziert sich auf unter 1 mA. Die Vorstufe mit dem 2N2219 hat einen Kollektorkreiswiderstand von 4,7 kΩ, der für schnelle Umladezeiten der Gate-Kapazität sorgt.

Noch besser ist jedoch eine Gegentaktansteuerung mit komplementären Transistoren, bei der sowohl das Durchschalten als auch das Sperren dynamisch erfolgt.

Beim Entwurf einer MOSFET-Schaltung sollte Ihnen bewusst sein, dass anstelle einer Kollektor-Emitterspannung von ca. 0,7 V bis 1,5 V beim Bipolartransistor ein voll gesättigter MOSFET als niederohmiger, linearer Widerstand wirkt. Wenn Sie zum Beispiel 8 A bei 12 V schalten möchten, würde bei einem bipolaren Leistungstransistor mit beispielsweise 1,1 V UCEsat eine Leistung von 8 * 1,1 = 8,8 W im Halbleiter verbraten. Der MOSFET IRLB3034PbF hat einen RDSon von 1,7 mΩ, hier beträgt die Verlustleistung 8 * 8 * 0,0017 = 0,11 W. Bei einem IRL540 wären es 8 * 8 * 0,08 = 5,1 W. Der IRL540 bräuchte also schon einen angemessenen Kühlkörper.

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