Tipps zum mündlichen Referat
von Prof. Jürgen Plate

Tipps zum mündlichen Referat

Woher soll ich wissen, was ich denke,
bevor ich gehört habe, was ich sage.

Grundsätzliches zur Vortragsweise

  1. Halten Sie den Vortrag frei, d. h. nicht ablesen. Das Referat sollte sich im wesentlichen an Stichpunkten orientieren und kein Vorlesen einer schriftlichen Ausarbeitung sein.Gute Hilfe bieten Notizen (Stichworte, Themen) auf Kärtchen. Schreiben Sie zu den Stichpunkten nicht nur die Substantive, sondern auch die Verben auf - das gibt schönere Sätze.

  2. Das freie Vortragen hat zur Konsequenz, daß Sie Ihren Vortrag vorher unbedingt geübt haben. Als Absicherung und zum Üben kann dennoch ein schriftlich formulierter Redetext dienen.

  3. Es ist sinnvoll, sogenannte "Sprechdenkpausen" einzulegen. Auch innerhalb eines längeren Satzes können kurze Pausen entstehen, die notwendig sind, um die eigene Formulierung fortführen zu können; dem Publikum verbleibt Zeit, um folgen zu können.

  4. Ein wichtiger Unterschied zwischen Schreiben und Reden: ein Zuhörer/eine Zuhörerin kann nicht zurückblättern, er/sie muß dem Gedankengang des Redners immer sofort folgen können.

  5. Überlegen Sie sich gut, was Sie eigentlich sagen wollen. Strukturieren Sie Ihren Vortrag, zuerst in grobe Blöcke, anschließend detaillierter. Beginnen Sie mit einer Gesamtübersicht. Auf die Übersicht kann zwischendurch immer wieder verwiesen werden.

  6. Anschaulichkeit und die Verwendung von Vergleichen wirkt positiv/belebend Vermeiden Sie Fachjargon wie z. B. Abkürzungen für Produkte, Projekte, Werkzeuge, etc. - sonst versteht Sie keiner Ihrer Zuhörer.

  7. Verwenden Sie Visualisierungs-Hilfsmittel: Folien, Tafel, Modelle, Präsentationen, etc.
    An der Wandtafel gross und deutlich schreiben und Farben benutzen.
    Details zum Overheadprojektor: Nicht im Lichtstrahl stehen, einen Zeiger (Stift, etc.) nicht in der Hand halten sondern auf den Projektor legen (Zittern), Folien nicht zu schnell wechseln (ab 25 Folien pro Sekunde wird's ein Trickfilm), dem Zuschauer genug Zeit lassen, sich auf der Folie zu orientieren.

  8. Vergessen Sie dabei nicht, daß das Ganze Ihnen und Ihren Zuhörern Spaß machen soll. Das erreichen Sie nur, wenn der Inhalt ankommt und verstanden wird.

  9. Geben Sie vor dem Vortrag eine schriftliche Zusammenfassung (Thesenpapier, siehe unten) an die Zuhörer aus. Bei komplizierten Themen kann auch ein "Backgrounder" bereitgestellt werden, der die Details behandelt. Geben Sie den Backgrounder erst nach dem Vortrag aus, sonst fangen die Zuhörer an, zu blättern.

Vorbereitung

Technisches:

Inhaltliches:

Das Referat

Referat: Informationsrede mit mehr oder weniger ausführlicher Stellungnahme, notwendig ist eine klar erkennbare Gestalt.
  1. Struktur und Aufbau

    1. Thema und Zielsetzung (Fragestellung)
      • Auswahl des Themas begründen
      • Zielorientiertheit
      • Mut zur Lücke
      • Gliederung ankündigen

    2. Einleitung
      • Einführung in das Thema
      • Wecken von Interesse/Aufmerksamkeit
      • Ziel: den Zuhörer/die Zuhörerin "abholen", sich in die Rolle desselben/derselben hineinversetzen, ihn/sie überraschen, neugierig machen

    3. Hauptteil
      • strukturierter Aufbau
      • wichtige Aussagen des Redners
      • Eingehen auf die eingangs gestellte(n) Frage(n)

    4. Zusammenfassung
      • Schlußfolgerungen
      • Rückkehr zu den eingangs gestellten Fragen

  2. Gliederungsstützen für den Zuhörer/die Zuhörerin

  3. Dauer

  4. Der Einsatz von Medien

Die Aussprache nach dem Referat

  1. Verständnisfragen sollten direkt gestellt werden dürfen, damit die Zuhörer einem Referat besser folgen können. Allerdings ist es zulässig, die Zuhörer zu vertrösten, sofern die gefragten Aspekte später erläutert werden.

  2. Gut zuhören - richtig antworten!

  3. Weitere Grundregeln

Das Thesenpapier zum Referat

Das Thesenpapier ist ein traditionelles Medium, das den Zuhörern das Gefühl vermittelt, die wichtigsten Inhalte in der Hand zu haben und mit nach Hause nehmen zu können; es sollte zwei Teile enthalten:
  1. wichtige Informationen zum Thema

  2. Beurteilung in Thesenform

  3. Sonstiges

  4. Zum Schluß
    Wenn man einem Vortrag beiwohnen muß, der schlecht gehalten wird, kann man diese Zeit nutzen, indem man sich überlegt, was man alles besser machen kann. Daneben empfiehlt es sich immer, für solche Fälle einen Vorrat von Lesestoff, einfachen aber langwierigen und unerledigten Berechnungen, administrative Dinge, etc. bereit zu halten, die man während des Vortrags bearbeiten kann.

Einige technische Hinweise für Vorträge

"Tritt fest auf, mach's Maul auf, hör' bald auf!"
Martin Luther

Was Sie tun sollten Was Sie nicht tun sollten
Innehalten, die Gruppe anschauen und warten, bis sie bereit ist Anfangen, wenn nur ein paar Leute aus der Gruppe zuhören
Machen Sie Ihre ersten Bemerkungen auf eine freundliche, persönliche Art  
Sprechen Sie nicht zu schnell, laut genug und deutlich Zu viel zu schnell sagen; nuscheln
Setzen Sie nicht zuviel Fachwissen voraus, gestalten Sie die Inhalte klar und übersichtlich. Zu viel Wissen voraussetzen, nebenher gesagtes nicht vorher ankündigen
Schauen Sie die Hörer an und beobachten Sie ihre Reaktion Fest auf den Boden oder andie Decke starren
Verwenden Sie Gesten um Aussagen zu verstärken Zu viel Körperaktivität
Wenn Sie wollen, bewegen Sie sich im Seminarraum Keine Märsche im Seminarraum
Wenn Sie visuelle Hilfsmittel benützen, versichern Sie sich, daß diese gesehen werden Den Hörern den Rücken zudrehen, auch wenn er Ihre attraktivste Seite sein sollte
Übergänge und Verbindungen zwischen den einzelnen Abschnitten herstellen Verwirrende Nebensächlichkeiten, die für die Erklärung irrelevant sind
Halten Sie Ihre Erklärungen (Hauptaussagen) und Beispiele kurz und interessant Ausufernde Vorabklärungen, ausgefallende Fachterminologie, zu lange Sätze
Schaubilder erklären und lange genug zeigen Bilder oder Folien zu schnell wechseln
Machen Sie eine Pause, bevor Sie einen wesentlichen Punkt behandeln und sehen Sie die Hörer an Die Stimme senken und Ihre Füße betrachten wenn Sie etwas Wichtiges zu sagen haben
Versuchen Sie, die Art des Vortrages zu variieren Vermeiden Sie Eintönigkeit (nicht immer nur langsam oder nur schnell sprechen)


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