"Die GEZ setzt in einer Reihe von Städten und Regionen verstärkt Rundfunkgebühren-Beauftragte ein, die die Haushalte besuchen werden. Schwerpunkt der Tätigkeit ... sind die bisher nicht bei der GEZ gemeldeten Haushalte."
Tux, ein Pinguin, ist das Maskottchen
von Linux. Und ein Linux-Computer-Fan schlürft seinen Kaffee aus einer
Tux-Tasse, trägt Tux-T-Shirts und hat einen Plüsch-Tux herumstehen.
Außerdem benennt er alles mit "Tux".
Einige Computer-Linux-Freaks sind in der glücklichen Lage und verfügen über freie Dachböden, Kellerräume oder beheizbare Garagen und müssen ihr Tux-Domizil (aka Computer) nicht im Wohnzimmer aufbauen. Aber diese Örtlichkeiten sind meist nicht in hörweite der Wohnungsglocke.
Doch Computer-Linux-Freaks besitzen die Fähigkeit, mit Hardware umzugehen. Sie installieren einen weiteren Klingelknopf über- oder unterhalb ihrer Wohnungsklingel und ein passendes Alarmierungs-Tool in Tuxens Domizil. Beschriftet wird dieser natürlich mit "Tux". Und da Computer-Linux-Fans nur so von Phantasie strotzen, gibt es natürlich einen Vornamen. "Suse Tux" zum Beispiel.
Klingt wie Lisa Müller und schon erkennt der GEZ-Kontrolleur, wie jüngst in
Braunschweig, wo es um "Rahim Tux" ging, einen zahlungsfähigen Untermieter des
Linux-Fans und unterstellt unbezahlten Hör- und Sehgenuss. Das Anmeldeverfahren
beginnt automatisch und wird zum Selbstläufer, einschließlich Mahnungen.
Denn die GEZ wertet "Suse Tux" als Decknamen und erwartet die Beweispflicht von dem
von ihr ausgemachten Schwarzseher. Wenn es den nicht gibt, muss der Schöpfer
des Decknamens, so die GEZ, eben ran. Der Fall:
Christian Borß (25) ist Linux-Computer-Fan. Seine Computertechnik hat Christian
in einem Dachgeschosszimmer des Hauses seiner Eltern am Altewiekring aufgebaut.
"Ich gehöre einer Linux-User-Group an", sagt der Student. Auf dem Sofa thront
der Pinguin. Christian taufte sein Stofftier auf "Rahim Tux". "Rahim ist der Bruder
eines meiner Freunde", erläutert er.
Das kleine Dachgeschosszimmer ist durch eine Klingel mit der Haustür verbunden. Vor einem Jahr hat Christian auch den Namen seines Pinguins an die Türklingel geschrieben. "Ein Scherz, nicht mehr", versichert er. Kürzlich bekam Herr Tux Post von der GEZ-Außenstelle Hamburg. Ein Kontrolleur hatte im Bereich Altewiekring seine Runden gedreht und den Namen Rahim Tux auf dem Klingelschild entdeckt. Der Name Tux taucht in keiner Gebührenliste auf. Der Kontrolleur hatte einen "Schwarzseher" erwischt.
In dem Brief an Herrn Tux hieß es, er solle seinen Fernsehapparat anmelden. Keine Reaktion vom Altewiekring. Der Kontrolleur schickte noch eine Aufforderung. Sollte Herr Tux sich weigern, drohe ihm ein Verwaltungszwangsverfahren und 1000 Euro Buße. Wieder antwortete Herr Tux nicht. Jetzt greift die GEZ ein: Drohend wird Herr Tux, der hartnäckige Gebührenverweigerer, aufgefordert, endlich die fälligen 48 Euro zu überweisen.
"Ein Kontrolleur hat den Namen auf dem Türschild am Altewiekring entdeckt", bestätigt eine GEZ-Mitarbeiterin in Köln ein. "Bei der Überprüfung unserer Unterlagen stellten wir fest, dass kein Konto auf diesen Namen existiert." Anworten säumige Schwarzseher nicht, sei die GEZ berechtigt, auch ohne ihre Unterschrift ein Fernsehgerät anzumelden. Das notwendige Konto sei inzwischen eingerichtet worden. Den Namen Rahim Tux werte die GEZ als Synonym, stellt die GEZ-Mitarbeiterin fest. Christian Borß als Inhaber des Synonyms sei zur Klärung verpflichtet. Dass es sich bei Herrn Tux um eine Phantasiefigur handele, sei unerheblich.
Oh Herr - schmeiss Hirn vom Himmel!