Smartphone mit ADHS

Forscher des MIT Computer Science and Artificial Intelligence Lab haben eine neue Serie an Apps unter dem Begriff "WaitSuite" entwickelt. Sie sollen dabei helfen, kurze Leerlaufzeiten am Smartphone nicht zu verschwenden. Diese Apps laufen permanent und registrieren automatisch, wenn eine kleine Unterbrechung des Alltags auftritt, beispielsweise Verzögerungen bei der WLAN-Verbindung oder beim Mailversand, bei der Antwort auf eine Instant-Message oder das Laden einer Website. Diese winzien Pausen werden dann genutzt, um Informationen auf dem Bildschirm einzublenden, um den User zum Lernen anzuregen.

Die Doktorandin und Projektleiterin Carrie Cai äußert sich dazu: "Mit normalen Apps ist es nicht sehr elegant, dass man sie extra öffnen muss, um damit etwas zu lernen. WaitSuite hingegen klinkt sich direkt in den bestehenden Ablauf ein, sodass es sehr bequem ist, nebenbei etwas zu lernen, während man mit anderen Dingen beschäftigt ist."

Das System unterstützt im Moment das Sprachenlernen. Benutzer der Instant-Messaging-App "WaitChatter" lernen auf diese Weise angeblich vier neue Vokabeln pro Tag. Die Ergebnisse ihrer Untersuchungen will Cai auf der CHI Conference on Human Factors in Computing Systems nächsten Monat in Colorado präsentiert.

Damit sind die Sekunden der Selbstbesinnung und Kontemplation, die dem Benutzer eines Smartphones beim ständigen Daddeln auf dem Gerät noch verblieben sind, auch noch wegoptimiert. Geht's noch? Georg Christoph Lichtenberg rotiert im Grab, aber die Zeiten sind wohl endgültig vorbei: "Man sollte nie so viel zu tun haben, dass man zum Nachdenken keine Zeit mehr hat."

ADHS: Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Störung