1981 übernahmen Manuel Vieira, noch während seines Studiums an der Fachhochschule
München, zusammen mit Peter Köhnkow das Unternehmen und gründeten
die "DSM Digital Service GmbH". Schon bald gab es neben TTL- und CMOS-Logikbausteinen
auch höher integrierte Schaltungen für den Bau von Computern, denn gerade begann
die 8-Bit-Ära. In diesem Jahr erblickte auch die Computerzeitschrift "mc"
das Licht der Welt und schon bald konnte man nicht nur die integrierten Schaltkreise
für die Bauanleitungen aus der "mc" bei DSM bekommen, sondern auch fertige Platinen.
Legendäre System wie der mc-CP/M-Computer und der mc-68000 (mit der 16-Bit-CPU MC68000
von Motorola) konnten gemeinsam auf den Weg gebracht werden. Diese Jahre waren
auch die Hochzeit der Heimcomputer. Mit dem PC von IBM verschwanden die kleinen
Rechner aber so schnell, wie sie gekommen waren. Auschlaggebend für den Erfolg von
DSM in den kommenden Jahren waren vor allem die Kundennähe und Intergrität des
Unternehmens sowie der Anspruch, technisch immer voran zu sein.
Irgendwann hatte ich dann mal eine Schaltung mit dem Votrax SC-01A Phonem-Synthesizer
entwickelt. Es ist in der Lage, unbegrenzte englischen Sprache unter Verwendung eines
Stroms von Lauten (Phonem-Codes) als Eingabe. Alle Übergänge zwischen Phonemen
werden automatisch bearbeitet. Er wurde später zum SC-02 erweitert, der besser als
SSI-263 bekannt geworden ist. Später hat noch jemand mittels Single-Board-Computer
(der Vorläufer der heutigen Controllerboards) eine Text-zu-Phonem-Anwendung gebaut.
1987 wurde der Service mit Digital-ICs langsam zurückgefahren, da diese nun auch
bei vielen Elektronik-Versendern erhältlich waren. DSM expandierte in den Bereich
der PC-Technik mit Spezialisierung auf die Slot-CPU-Technik, bei der das eigentliche
Motherboard nicht cie CPU, Speicher usw. enhiet, sondern nur eine passive Buskarte
war. In diese wurden dann CPU-Karte und weitere Steckkarten für die Anbindung
von Platten oder für die Ein- und Ausgabe gesteckt. So war das System modular
aufgebaut und man konnte z. B. durch Wechsel der CPU-Karte das System upgraden
oder individuell Schnittstellen hinzufügen.
1997 ergänzten kleine, kompakte Industrie-PCs (IPCs, Embedded Systeme) das Programm. Die Größe varriierte, aber es hätten zwei bis drei von ihnen in einer Schuhschachtel Platz. Teilweise liefen die Systeme sogar lüfterlos und hatten eine Compact-Flash-Karte als Plattenersatz. Im Jahr 2000 startete DSM mit ISO 9001 QMS, einer starken Mannschaft und zukunftssicheren Produkten in ein neues Jahrtausend. Immer wieder wurden auch einzelne Forschungsvorhaben unterstützt oder schon mal auf einer Messe ein laufender PC in einem Aquarium versenkt (mit Silikonöl statt Wasser).
1997 (jedenfalls in der Gegend) zog sich der Peter Köhnkow aus der Geschäftsführung zurück, um ein neues Unternehmen zu gründen. Schon lange war er Betreiber der Münchner Mailbox "Cubenet". Dort experimentierte er mit einem Internetportal für E-Mail-Dienste. Schliesslich wurde GMX wurde im Jahr 1997 als eines der ersten deutschen Internetportale eingerichtet. Im April 1998 erfolgte die Gründung der GMX GmbH durch Karsten Schramm, Eric Dolatre, Peter Köhnkow und Raoul Haagen, die unter anderem das Angebot werbefinanzierter und kommerzieller E-Mail-Postfächer vorantreiben sollte.
Ein weiterer Meilenstein der DSM Computer war im Jahr 2000 der Schritt zur Aktiengesellschaft. Dank der damit verbundenen erweiterten wirtschaftlichen Möglichkeiten konnten die Entwicklungs- und Produktionskapazitäten in München ausgebaut werden. So entstand 2004/2005 ein neues Gebäude mit zusätzlichen Produktionslinien, ein Jahr später wurden die Fertigungs- und Testabläufe weiter optimiert und automatisiert. Die Fertigung in Deutschland garantiert den Kunden selbst bei größeren Stückzahlen kurze Lieferzeiten und erlaubt die direkte Kontrolle der Produktqualität. Manuel Vieira gab Ende 2004 seinen Vorstandsposten ab und wurde Chef des Aufsichtsrates der DSM Computer AG. 2005 erfolgte die Ausweitung des Geschäftsfelds "kundenspezifische Projekte" und weiterer Aufbau von Partnerschaften.
Ich durfte von 2000 bis 2006 als Aufsichtsrat der AG alles hautnah miterleben.
Der langjährige Vertriebs-Chef und Geschäftsführer Bernd Gallenberger ist seit 2000 im
Vorstand der DSM. 2004 übernimmt er die Position des Vorstandsvorsitzenden und Manuel Vieira
wechselt in den Aufsichtsratsvorsitz. Die DSM schreibt das erfolgreichste Firmenjahr im vierten Jahr
in Folge. Auch in den folgenden Jahren wächst DSM weiter, baut Vertriebs- und Produktionskapazitäten aus.
Als Investor kommt die MSC Technologies ins Boot und damit begann die schleichende Übernahme.
2009 löst Axel Schäfer den bisherigen Vorstand Bernd Gallenberger ab, der die Unternehmensentwicklung
seit 1986 begleitete.
Mittlerweile ist die DSM Computer AG wieder eine GmbH. Am 31. Dezember 2010 verließ Manuel Vieira nach fast 30 Jahren das Unternehmen und 2014 ist es soweit: MSC Technologies verkündet die Zusammenfassung von MSC Freiburg GmbH, Displaign Elektronik- & Design GmbH und DSM Computer GmbH zur MSC Technologies Systems GmbH. Die damalige Pressemeldung lautete: "Der Kern der Systemkompetenz der MSC Technologies sind die Produkte und Leistungen der DSM Computer, die als führenden Hersteller von Embedded-Systemen und Industrierechnern auf 30 Jahre Erfahrung zurückgreifen kann und sich im Markt fest etabliert hat. [...] DSM Computer lebt als Marke auch für neu entwickelte Produkte innerhalb der MSC Technologies weiter."
So endet nach über 30 Jahren die DSM als Aufkleber auf irgendwelchen Industrie-PCs. Ach ja, Manuel ist nach Portugal umgezogen und Peter Köhnkow hat schon die nächste Firma gegründet (mit den Kumpels von GMX): WhiteSands AG.
Nachtrag: Im Oktober 2014 wurde MSC von Avnet geschluckt und wird bald auch nur noch ein Aufkleber ...