Wie den auch sei, die Sendereihe wurde von Bayerischen Rundfunk übernommen. Und weil es inzwischen einige Neuigkeiten gab, wurde 1984 im BR der "Computertreff" aus der Taufe gehoben, eine der ersten Sendungen im deutschen Fernsehen, die sich regelmäßig mit dem Thema Computer befasste. Die ersten Folgen waren als Begleitung der "Mikroelektronik" konzipiert. Danach ging es erst zweimonatlich und später monatlich im BR weiter. Später wurde sie auch vom SWF und ORB übernommen. Die Sendereihe war ein Magazin. Neben Neuheiten aus der Industrie wurden Grundlagen der Computertechnik vermittelt und neue Techniken vorgestellt. So wurde in den ersten Jahren der Sendung bereits eine 3D-Ausstrahlung experimentell vorgenommen, bei der Zuschauer mit einer Shutterbrille und einem selbstgebauten Interface in den Genuss von echtem 3D-Fernsehen kommen konnte. Ab 1998 wurde Computertreff nur noch im BR-Bildungskanal alpha im Wechsel mit dem "Computerclub" des WDR ausgestrahlt. Ende April 2003 wurde die Produktion des Computertreff (ebenso wie der Computerclub) nach 19 erfolgreichen Jahren eingestellt.
Was hat das Ganze mit dem Internet zu tun? Der Computertreff fing schon relativ früh mit dem Thema "Datenfernübertragung" (DFÜ) per Modem und ISDN an. Es blieb aber nicht bei der Theorie und Testberichten über Modems, sondern ab Anfang 1992 gab es einen BR-Bereich in der Münchener Mailbox CUBENet. CUBENet war damals schon recht fortschrittlich, denn neben lokalen Foren und Dateibereichen wurde man schon mit Usenet- News und E-Mail als Segnungen des Internet versorgt. Damals gab es für den Mailboxbetrieb auch noch Hürden, die heute unvorstellbar sind. So wurde der Keller von CUBENet mit unzähligen Telefonsteckdosen verziert, für jedes Modem eine. Das Flehen, doch einfach eine Klemmleiste anzubringen blieb ungehört - schließlich war damals ein Modemanschluß noch ein Hoheitsakt.
Doch ich schweife ab. Der Computertreff etablierte sich mit einem Forum und - was für die Zuschauer noch wichtiger war - einem Software-Downloadbereich. Neben den "Computertipps", der maschinenlesbaren Form des gedruckten Begleithefts zur Sendung gab es auch Software zur Sendung und geeignete Free- bzw. Shareware zum Herunterladen. Nur wenig später gesellte sich auch die Wissenschaftsredaktion des Hörfunks hinzu. Das ging so bis Herbst 1995. Schon fünf Jahre nachdem Tim Berners-Lee das World Wide Web erfand, ging der ganze BR anläßlich der Medientage am 16.10.95 online. Na ja, nicht so ganz, denn alle Redaktionen bis zu diesem Termin mit schicken Webseiten zu versorgen, klappte denn doch nicht. Aber die Wissenschaftsredaktionen hatten ja schon mit CUBENet geübt, denn dort war recht bald nach dem Einläuten der neuen schönen Internetwelt die Möglichkeit eröffnet worden, als User auch eine Webseite zu betreiben. Die Online-Redaktion des BR war anfangs auch noch recht klein und so habe ich bis zum dritten Web-Relaunch die Seiten des Computertreff und der Hörfunk-Wissenschaftredaktion gepflegt.
Bei CUBENet ging es auch weiter. Im April 1997 kamen Karsten und Peter auf die damals aberwiztige Idee, einen globalen Dienst anzubieten, der es den Benutzern erlauben sollte, private Nachrichten (primär erst einmal E-Mail) auszutauschen. Der "Versuchballon" lief auf der CubNet, die ja inzwischen mit E-Mail, News und WWW schon von der reinen Mailbox zum Internet-Provider mutiert war. Er nannte sich ganz schlicht und bescheiden "Global Message eXchange" (GMX). Ein Jahr später wurde die GMX GmbH gegründet und wie es mit der weiterging, weiß fast jeder.
Siehe auch Diary of an AOL User.